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01.08.2021 | 17:06 Uhr

Überfordert / Kommentar von Ulrich Gerecke zur Hochwasser-Katastrophe

Mainz (ots) - In Amerika spricht man vom "Blame Game", dem Spiel mit der Schuldfrage. Eigentlich ist das ein unangemessener Begriff im Zusammenhang mit einer Hochwasser-Katastrophe wie in Rheinland-Pfalz und in Nordrhein-Westfalen, doch er passt auf das, was sich zwei Wochen danach andeutet. Auf den Landrat des Kreises Ahrweiler prasselt Kritik von vielen Seiten ein, er habe die Menschen zu spät gewarnt. Während immer noch Häuser gesichert, Vermisste gesucht und Straßen geräumt werden, erscheint so eine Diskussion verfrüht. Natürlich muss sie geführt werden. Die Politik ist den Opfern ein Signal schuldig, dass sie aus der Tragödie lernen will. Das kann aber nur mit Abstand und ohne Schaum vor dem Mund gelingen. Wenn die Zeit reif ist, wird man auch über die Grundstruktur des Katastrophenschutzes reden müssen. In Rheinland-Pfalz und NRW ist die Hauptverantwortung dafür bei den Kommunen angesiedelt, andere Bundesländer wie Hessen, Baden-Württemberg und Bayern gehen die Sache deutlich zentralistischer an. An Rhein, Ruhr und Mosel, wo sich viele der ärmsten Kommunen Deutschlands ballen, sollten sich die jeweiligen Landesregierungen die Frage stellen, ob Städte und Gemeinden mit Katastrophenschutz nicht personell und finanziell überfordert sind. Da drohen Verteilungskämpfe, fällt der Schutz vor dem seltenen Ernstfall schnell hinten runter. Ein Landrat oder Bürgermeister wird es sich gut überlegen, ob er sein knappes Geld lieber in eine Schule oder in einen Zuschuss für ein Rettungsboot steckt. Insider sagen, die Debatte über Katastrophenschutz müsste längst geführt werden. Vielleicht ist es - wie so oft - ein Unglück, dass den Anstoß dafür liefert.

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